Montag, 29. Dezember 2014

delirium ~ Lauren Oliver

Autor: Lauren Oliver
Verlag: Carlsen
Seiten: 409
Ausgabe: Dezember 2013
ISBN: 978 3 551 31301 0
kaufen: thalia.de ~ buecher.de


Wir befinden uns in Portland, viele Jahre in der Zukunft. Wissenschaftler haben die Liebe als schlimme Krankheit diagnostiziert. Als Schwäche, Unglück und Schande. Deshalb müssen sich alle Menschen ab 18 Jahren einem Eingriff unterziehen, der sie immun macht und heilt, so dass sie sich nie wieder verlieben, einem Partner zugewiesen werden und ein geregeltes Leben führen können. Alle Einwohner, die Symptome der „amor deliria nervosa“ zeigen, zu viel lachen oder mit Jungen in zu dichtem Kontakt stehen, werden verhaftet.
Lena ist 17 und wurde zur Angst vor der „Deliria“ erzogen, sie kann die paar Wochen bis zu ihrem Eingriff kaum noch erwarten. Doch dann tritt Alex in ihr Leben und die beiden verlieben sich in einer Welt, in der genau das verboten ist. Mit ihren Gefühlen für Alex wächst auch der Zweifel an der erzwungenen Heilung, das emotionslose Leben ihrer Familie scheint ihr nicht mehr sicher, sondern beängstigend. Warum sollte das, was sie bei Alex fühlt, schlecht sein? Es beginnt ein Kampf um Freiheit und Liebe.

Erster Satz: "Es ist jetzt vierundsechzig Jahre her, dass der Präsident und das Konsortium die Liebe als Krankheit identifiziert haben, und vor dreiundvierzig Jahren haben die Wissenschaftler ein Heilmittel dagegen entwickelt."

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Es hat lange gebraucht, bis ich mich an das Buch herangewagt habe. Ich hatte schon seit seinem Erscheinen davon gehört, konnte mich aber einfach nicht heranwagen, vielleicht auch, weil das Cover mich nicht besonders angesprochen hat. Da das bei „Legend“ jedoch genauso war und es sich letztendlich als wahrer Goldschatz entpuppt hat, musste ich mir auch zu „delirium“ mal eine Meinung bilden – und ich war wirklich überrascht.
Am Anfang des Buches befindet sich Lena genau 95 Tage vor ihrem Eingriff. Dann wird sie geheilt sein, immun gegen die Krankheit „Liebe“. Damit ihr ein Partner zugewiesen werden kann, steht ihr aber zunächst die Evaluierung bevor, eine Art Test, bei der sie Fragen zu sich selbst beantworten muss. Genau während ihrer Evaluierung gibt es einen Zwischenfall in den Labors, in denen Lena sich befindet. Es sollen Invaliden dahinter stecken, eine kleine Randgruppe, die Widerstand gegen das erzwungene Heilmittel leisten.

Als sie Alex kennenlernt weiß sie nicht, dass auch er zu den Invaliden gehört. Obwohl Lena immer davor gewarnt wurde, kann sie es nicht aufhalten und verliebt sich schließlich in ihn. In einer Welt, in der die Liebe streng verboten ist, eine sehr gefährliche Angelegenheit. Außerdem rückt auch der Termin ihres Eingriffes immer näher. Kann die Liebe wirklich so schlecht und gefährlich sein, wie alle sagen?
Man braucht, wie bei jeder Geschichte, natürlich ein paar Seiten, um sich in der Situation zurechtzufinden, aber dann war ich wirklich positiv überrascht. Das Buch hat eine spannende Hintergrundidee, die sehr detailreich eingebaut ist. Man kann durchaus teilweise verstehen, weshalb die Leute die Liebe als Krankheit sehen, als Leser ertappt man sich am Anfang selbst ab und zu davon, wie man sich Lenas Sicht der Dinge anpasst.

Doch dann tritt mit Alex natürlich die typische wundervolle männliche Hauptfigur auf. Und obwohl Lena sich zu Beginn wehrt, entwickelt sich eine wirklich romantische Liebesgeschichte, die natürlich auch nicht auf Dauer unbemerkt bleiben kann. Ich musste auf der letzten Seite sogar ein paar Tränen vergießen (LAUREN OLIVER, WIE KONNTEST DU NUR?!).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „delirium“ ein wirklich gutes Buch ist, was ich nicht gedacht hätte. Spannend, traurig, romantisch, faszinierend, teilweise schockierend – es hat alles, was es braucht, um jedes Leserherz höher schlagen zu lassen.

Sonntag, 28. Dezember 2014

Marmorkuss ~ Jennifer Benkau

Autor: Jennifer Benkau
Verlag: script5
Seiten: 430
Ausgabe: 1. Auflage 2014
ISBN: 978 3 8390 0166 0
kaufen: thalia.de ~ buecher.de


Jarno hat nur einen Wunsch: Erfolgreicher Fotograph zu werden. Die Kamera und das Talent dafür hat er schon, jedoch läuft alles nicht so ganz  seinem Plan. Er bekommt sein Leben nicht so ganz auf die Reihe, verdnachient sein einziges Geld damit, Pizzas auszuliefern. Als er sich unbewusst auf schiefe Machenschaften einlässt, verliert er letztendlich genau das, was seine einzige Hoffnung auf eine bessere Zukunft war: Seine geliebte Kamera.
Am Tiefpunkt seines Lebens angelangt, stößt er durch Zufall in einer verlassenen Villa auf eine wunderschöne Marmorstatue, die sein Leben verändern wird. Fasziniert verbringt er viele Stunden bei dem geheimnisvollen Mädchen, das so lebendig wirkt unter dem Stein, betrinkt sich und küsst sie schließlich.
Von da an ist die Statue weg - und ein verwirrtes Mädchen namens Klara erscheint. Sie stammt aus einer anderen Zeit und ist auf der Flucht vor der Person, die sie in Stein verwandelt hat.
Obwohl sie so unterschiedlich sind, verlieben sich Jarno und Klara ineinander und zeigen, dass Liebe stärker ist als jeder böse Zauber.

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Erster Satz: "Pisseflecken an grauer Betonwand."

Wir alle kennen Dornröschen, das Märchen von einem Mädchen, das 100 Jahre schläft und schließlich von einem Prinzen wachgeküsst wird.
In "Marmorkuss" wird diese Geschichte wundervoll neu erzählt.

Jarno ist ein interessanter und untypischer Protagonist. Er ist ein eigentlich total liebenswerter Kerl, der einfach nur Pech im Leben hat und versucht, das Richtige zu tun. Mit seiner Kamera verliert er auch seinen Halt im Leben, den er schließlich erst durch Klara wiederfindet.

Klara kommt aus einem früheren Jahrhundert und muss sich mit Hilfe von Jarno im Jahr 2014 zurechtfinden. Sie leidet außerdem unter Angst vor der Zauberin, die sie vor langer Zeit versteinert hat. Durch Klara verändert sich Jarno, die beiden wachsen zusammen und entwickeln eine tiefe Verbundenheit, die romantischer nicht sein könnte.
Als sich herausstellt, dass eben genannte Zauberin, Elise, noch existiert und auf der Jagd nach Klara ist, wird diese Liebe jedoch hart auf die Probe gestellt.

Jennifer Benkau zählt seit "Himmelsfern" zu einer meiner Lieblingsautorinnen, da sie einen ganz eigenen Schreibstil hat, der den Leser verzaubert und nicht mehr loslässt. So auch in "Marmorkuss". Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber ich hatte beim Lesen das Gefühl, als würden sich die Worte wie eine Decke über mich legen und den Rest der Welt aussperren.

Die Kapitel sind teilweise aus der Sicht von Jarno und aus der Sicht von Klara geschrieben, was am Anfang etwas verwirrend ist, da der Leser somit auch zwischen den verschiedenen Zeiten hin- und herspringt. Nach kurzer Zeit gefiel mir das aber total, da die Überleitungen darin bestehen, dass ein Satz nach der Hälfte aufhört und aus der Sicht des anderen weitergeführt wird - oft in völlig anderem Zusammenhang. Es stellt eine Abwechslung zu anderen Büchern dar, die sich stur an ein Raster halten.

Ich liebe dieses Buch. Jennifer Benkau hat genau die richtige Mischung zwischen Realität & Märchen, Romantik & Kitsch und Spannung & Entspannung gefunden, sodass man nicht mehr von dem Buch loskommt. Man wird mit jedem Wort unbewusst immer mehr hineingesogen, bis man schließlich nach gefühlt wenigen Minuten verzaubert die letzte Seite umblättert. Perfektes Buch für kalte Wintertage und Schneeflocken vor dem Fenster!

Vielen lieben Dank an script5 für die Unterstützung!

Lieblingszitat: "Sein Blick war ernst, drang tief in sie und erreichte dort irgendetwas, das dazu führte, dass ihr trotz der Kälte warm in der Brust wurde. 'Ich habe das Gefühl, dass es keine Magie gab, solange du geschlafen hast. Sie ist mit dir wieder aufgewacht.' Und Klara musste lächeln, statt sich von seinen Worten bedroht zu fühlen." (S. 265)